
Depotupdate Februar 2022
1. März 2022
Depotupdate März 2022
2. April 2022Eigentlich wollte ich diese Woche über einen weiteren Megatrend oder eine Schlüsseltechnologie der Zukunft schreiben. Doch die politische Lage im Osten Europas lässt mich selbst auch sehr stark nachdenken und meine eigenen Schlüsse ziehen. Am Anfang dieses Textes sei erst einmal klargestellt. Ich bin weder Russland, Putin noch Militärexperte, aber ich würde lediglich von mir selbst behaupten, mich gut mit Technik, Physik und Finanzen auszukennen. Ich werde hier auch nicht noch einmal die jetzige Situation beschreiben. Mit dem Schreiben dieses Textes fange ich am 14.03. an, gut 2,5 Wochen nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine. Den Status zum heutigen Zeitpunkt, den Weg wie wir dorthin gekommen sind und die weiteren Details des Krieges erhält man zur Genüge in den Nachrichten. Was mir jedoch auffällt: Öl und Gas spielen wieder eine zentrale Rolle. Unsere Wirtschaft und unser Energiesystem sind noch sehr stark von Russland abhängig. Daher habe ich mich seit zwei Wochen mit Impact Investing gegen Putin beschäftigt. Konkret: Wie kann ich als Investor mich und unser Land unabhängiger von Russland machen.
Energiedilemma
Importe aus Russland – Ersetzbar?
Laut Bundeswirtschaftsministerium importieren wir derzeit 55% unseres Erdgases aus Russland. Hinzu kommen 50% Kohle und ca. 35% Rohöl. Es ist kein Diplom in Volkswirtschaft nötig um zu sehen, dass hier eine Abhängigkeit vorliegt. Russland ist zudem der zweitgrößte Exporteur weltweit. Man sieht den Effekt jetzt schon an den Zapfsäulen. Das vielerorts geltende Embargo gegen russisches Öl und Gas hat die Benzinpreise in die Höhe getrieben. Aber selbst, wenn wir auf russisches Öl verzichten, löst das doch unser Problem nicht. Wir müssten dann nämlich unseren Verbrauch mit Öl aus Saudi-Arabien, dem Irak, dem Iran oder Venezuela decken. Möchten wir wirklich aufhören Putin mit unserem Ölgeld zu fördern und stattdessen den nächsten verrückten Despoten Geld zuspielen? Nur um billig Auto zu fahren? Das kann nicht die Lösung sein!
Alternative: Erneuerbare Energien
Für mich ist die einzige wirkliche Alternative, um sich von der Abhängigkeit von anderen Ländern und deren Blutöl zu befreien, der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien. Ich spreche hier von einem massiven Ausbau von Wind und Solarenergie, aber auch die Entwicklung dringend nötiger Speichertechnologien. Parallel muss daran gearbeitet werden, den Energieverbrauch klug zu senken. Auch Elektromobilität und die öffentlichen Verkehrsmittel müssen weiter gestärkt werden. Bei den meisten Punkten muss die Politik in Aktien treten. Als Einzelperson und Investor, kann ich aber auch einen recht großen Einfluss nehmen.
Meine Investitionen in Russland
Um zunächst meine Investitionen zu steuern, muss ich mir einen Überblick verschaffen. Wo bin ich direkt oder indirekt in Russland investiert. Wenn man genau hinschaut, findet wahrscheinlich jeder etwas, wenn auch nicht viel.
Aktien und ETFs
Zunächst der Blick auf meine Einzelaktien. Ich hatte vor zwei Jahren mal mit dem Gedanken gespielt, bei Gazprom einzusteigen. Aber genau aus den Abhängigkeitsüberlegungen und durch die politischen Spannungen hatte ich mich dagegen entschieden. Das politische Risiko erschien mir zu groß. Leider sollte ich recht behalten. Kurz nach dem Einmarsch der russischen Armee ging die Moskauer Börse auf Talfahrt. Russische Aktien waren auch auf vielen anderen Handelsplätzen nicht mehr handelbar. Wer jetzt noch Aktien wie Lukoil oder Gazprom im Depot hat, kann eigentlich nur noch warten. Ich würde sie gedanklich abschreiben.
Bei ETFs sieht die Sache schon etwas entspannter aus. Hier halte ich bzw. meine Familie Anteile von ETFs auf den MSCI All Country World sowie auf den MSCI Emergin Markets Index. Kurz nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine haben sowohl MSCI als auch FTSE alle russischen Aktien als „nicht investierbar“ erklärt. Dies ist keine Sanktion dieser Firmen, sondern lediglich eine Folge der Geschlossenen Börsen und vom Handle ausgesetzten Papiere. Ergo fliegen diese Aktien aus den Indizes und ETFs. Was bedeutet das für den Inhaber dieser ETFs? Russische Aktien sind mit weniger als 1% im MSCI ACWO vertreten und mit ca. 2,6% im MSCI Emergin Markets vertreten. Dies sind für mich verschmerzbare Verluste. Man muss sich übrigens um nichts kümmern, das erledigen die Fondanbieter.
P2P-Kredite
Ich bin bei zwei Plattformen mit P2P-Krediten investiert, bei Bondora und Mintos. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass Bondora keine oder wenn dann nur kaum Kredite in Russland oder der Ukraine vergeben hat. Bei meinen Mintos Strategien habe ich jedoch Kredite im Wert von 134€ vergeben. Das entspricht fast 10% meines Portfolios auf Mintos. Hinzu kommen noch 10€ (0,7%) in der Ukraine und 8,23€ in Belarus. Dieses Geld werde ich wohl abschreiben müssen. Insgesamt bin ich aber seit dem Ausbruch der Coronapandemie nicht mehr zufrieden mit Mintos. Es gab trotz Rückkaufgarantie eine Reihe von Ausfällen und die Rendite sinkt stetig. Ich werde daher die Investitionen auf dieser Plattform einstellen und das Geld nach und nach abziehen. Zunächst werde ich wohl auf Bondora Go and Grow umschichten. (Über diesen Link* gibt es dort 5€ Anmeldebonus)
Impact Investing gegen Putin – wie mein Geld einen Teil dazu beitragen wird
Beim Impact Investing gegen Putin geht es mir vor allem darum, die Abhängigkeit von Fossilen Energieträgern zu reduzieren. Sowohl meine persönliche Abhängigkeit als auch die nationale. An beiden Punkten sehe ich verbesserungsbedarf.
Persönliche Abhängigkeit von Öl und Gas – Nichts Kurzfristiges
Einige Ideen hatte ich, um meinen Verbrauch von fossilen Energieträgern zu senken. Als kurzfristige Maßnahme steigen ich und meine Familie mehr auf die Bahn und andere öffentliche Verkehrsmittel um. Das ist auch eine Kostenfrage, da die Benzinpreise stark angestiegen sind, lohnt sich das richtig. Für die kurzen Strecken zur Arbeit geht das leider aus Zeitgründen nicht so oft. Hier werde ich mich nach einem Elektroroller oder Elektroauto umsehen und bis dahin so oft wie möglich Bahn fahren. Attraktiv an der Sache ist, dass mein Arbeitgeber das Ticket zahlt.
Vom Heizen her haben wir Glück. Wir sind an Erdwärme angeschlossen. So haben wir hier zumindest erstmal keinen Handlungsbedarf.
Ein weiterer Punkt ist der Stromverbrauch. Wir sind zwar schon sehr sparsam und nutzen Ökostrom, jedoch möchte ich noch die Möglichkeiten ausloten, eigenen Strom zu produzieren und direkt zu nutzen. Das geht mit einem sogenannten Balkonkraftwerk, eine Minisolaranlage für ca. 1400€ Anschaffungspreis. Den erzeugten Strom muss man selber verbrauchen, da der eingespeiste Strom nicht vergütet wird. Bei geschickter Ausrichtung amortisiert sich eine solche Anlage nach 4 – 8 Jahren finanziell und dass bei einer Herstellergarantie von bis zu 25 Jahren. Dafür sollte man aber zum Beispiel Spülmaschine und Waschmaschine Tagsüber laufen lassen, wenn die Sonne scheint. Zurzeit bin ich noch am überlegen, wie ich eine solche Anlage auf unserem Balkon aufstellen kann. Auch ein möglicher Umzug im kommenden Jahr muss mitberücksichtigt werden.
Nationale Abhängigkeit von Öl und Gas – Investitionen die Etwas bewegen
Den persönlichen Verbrauch zu senken ist eine noble Geste, bringt aber nur etwas, wenn viele mitmachen. Wenn man jedoch in größere Anlagen investiert, kann man auf diese Weise die Energie für viele Menschen nachhaltig aus Sonnen oder Windstrom zur Verfügung stellen und dabei noch Gewinn machen. Diese Art des Impact Investing gegen Putin wird wohl am nachhaltigsten sein.
Eine sehr einfache Möglichkeit ist der Kauf von Green Bonds. Das sind Anleihen, mit deren Geld Windparks oder Solaranlagen (oder andere Anlagen) gebaut werden. Eine gute Seite, um solche Anleihen zu kaufen ist Econeers*. Hier kann man sich auch einfach erstmal für einen kostenlosen Newsletter anmelden und Projekte anschauen. Die Renditen belaufen sich auf 4% – 8% bei einer Laufzeit von 4 -6 Jahren. Die Plattformen startet nun auch mit Neuemissionen von Aktien. Wenn man sich jetzt für den Newsletter anmeldet erhält man einen 40€ Gutschein.
Eine weitere Möglichkeit, die ich anstreben sind Photovoltaik Direktinvestments. Hier bin ich noch am Anfang meiner Recherchen. Das Prinzip funktioniert so: Man kauft eine Photovoltaikanlage von einem Projektierer. Diese ist oder wird auf einem gemieteten Dach montiert. Die Bank finanziert diese Anlage, wobei man 20% der Kosten selbst einbringen muss. Anschließend zahlt sich die Anlage über die Vergütung für den Strom selbst ab. Der Vorteil ist, man kann die Anlage komplett in den ersten Jahren abschreiben. Kostet die Anlage zum Beispiel 100.000€, kann man im ersten Jahr schon 40.000€ von der Steuer absetzen. Bei einem entsprechenden Einkommen erhält man das eigenkapital innerhalb weniger Jahre als Steuerrückerstattung zurück. Der Nachteil ist: man benötigt ein entsprechend hohes Jahreseinkommen, damit sich dieses Konstrukt überhaupt lohnt. Ich analysiere gerade, ob sich ein solches Investment für mich und meine Familie lohnt.
Fazit
Seine persönlichen Investments an der Energiewende und der Unabhängigkeit von Rohstoffimporten auszurichten, finde ich sinnvoll und notwendig. Zusätzlich kann man hier gutes Geld verdienen. Mir ist aber bei diesen Investitionen kurzfristig das Impact Investing gegen Putin am wichtigsten. Auf lange Sicht betrachtet, sehe ich für unseren Planeten und die Menschheit den Klimawandel und Umweltschäden durchaus als größere Gefahr an.
Da ich nicht viel Cash auf der Seite habe, werde ich nach und nach eine Position in diesem Bereich aufbauen. Ich strebe in diesem Sektor 10% meiner Investitionen an, unabhängig von persönlichen Einsparungen. Ein großer Brocken könnte natürlich ein Photovoltaik Direktinvestment werden, da werde ich jedoch noch einige Vorarbeit leisten müssen.
Ich kann euch alle nur ermutigen, schaut mal bei Econeers* rein und macht vielleicht mal 500€ oder 1000€ locker, um einen Green Bond zu unterstützen. Die Rendite ist nicht schlecht, gerade in solch unsicheren Zeiten.
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[…] ich einige Umstellungen vornehmen (wegen dem Krieg in der Ukraine), mehr dazu könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen. Auf meine Aktienstrategie hat diese Ausgangslage jedoch wenig Einfluss. Dennoch werde ich […]