
Investieren in Megatrends – Teil 1
24. Januar 2022
Depotupdate Januar 2022
1. Februar 2022Der Megatrend autonomes Fahren hat ein sehr großes Potential, unser gesamtes Prinzip von Mobilität zu verändern. Heute hat jede Familie ein bis zwei Autos. Die wenigsten Autos fahren am Tag mehr als 50km. Dennoch oder gerade deshalb, muss man eine enorme Menge an Parkplätzen für die vorhalten. Es kommt zusätzlich zu beinahe festgelegten Zeiten, den Rushhours, zu Staus. Viele Pendler verbringen mehrere Stunden pro Woche im Stau. Geduldig wartend, die Hand am Lenkrad.
Wie wird die Zukunft der Mobilität aussehen?
Diesel oder Elektro?
Die Zukunft kann aber anders aussehen. Zum einen wird die Zukunft elektrisch sein. Warum ich das glaube? Die Betriebskosten eines Elektroautos sinken stetig. Eine Studie des ADAC vom Oktober 2021 vergleicht die Kosten von E-Autos einiger Hersteller mit den Vergleichbaren Diesel und Benzin Modellen. So ist kostet ein gefahrener Kilometer beim BMW i3 (elektrisch) ca. 50 Cent. Die kosten bei einem 118i (Super Plus) belaufen sich auf 58,7 Cent pro Kilometer. Das sind satte 17% mehr. Es wurden daten zu einem Fahrzeug mit 15.000km Laufleistung über 5 Jahre verwendet. Aber was macht das Elektroauto so viel effizienter?
Das Elektroauto hat höhere Anschaffungskosten, die zum Teil durch staatliche Prämien abgefedert werden. Jedoch sind auf der anderen Seite Diesel und Benzin auch durch weitere Steuern teurer geworden, aber die Strompreise sind ja auch gestiegen. Verbrennungsmotoren sind zudem relativ wartungsintensiv, denn sie benötigen einen regelmäßigen Austausch von Motorenöl, Zündkerzen und Filtern. Ein weiterer Vorteil von Elektromotoren ist der Wirkungsgrad. Unter den Verbrennern haben Diesel schon sehr gute Wirkungsgrade von bis zu 43% für PKWs. Bei den heutigen Elektrofahrzeugen erreicht man einen deutlich besseren Wirkungsgrad von 65%, was unter anderem an der Rekuperation liegt. Mit diesem Verfahren gewinnt man beim Bremsen einen Teil der Energie elektrisch zurück, damit man sie in den Akku einspeisen kann. Damit ist das Elektroauto schon heute dem Verbrenner in Bezug auf Betriebskosten überlegen.
Aber auch den Faktor Produktionskosten sollte man betrachten. Während ein Verbrennungsmotor aus über 2000 Teilen besteht, sind es bei einem Elektromotor nicht einmal ein Zehntel. Jedoch ist die Produktion der Akkus sehr energieintensiv. Hier wird jedoch aktuell schon an Optimierungen gearbeitet, weswegen sich dieses Problem relativieren wird. Die Produktion eines elektrischen Fahrzeugs und die der Komponenten kann man besser automatisieren. Übrigens ein kleiner Funfakt: Im Jahr 1900 waren in den USA 38% aller Autos elektrisch.
Die fünf Level des autonomen Fahrens
Die fünf Level des autonomen Fahrens sind international standardisiert. Von Level 0 spricht man bei Fahrzeugen, welche der Fahrer komplett manuell lenkt. Schon bei Level 1 kommen erste Assistenzsysteme zum Einsatz. Hier sind zum Beispiel Tempomat und Spurhalteassistent zu nennen. Aber der Fahrer muss ständig am Lenkrad bleiben und die Kontrolle behalten. Bei Level 2 spricht man bereits von einer Teilautomatisierung. Denn hier gibt es bereits einfache Situationen, in denen das Fahrzeug über einen längeren Zeitraum alleine Steuert. Jedoch muss der Fahrer immer bereit sein, innerhalb kürzester Zeit engreifen zu können. Ein Stauassistent ist zum Beispiel ein Level 2 System.
Mit Level 3 hat der Fahrer das erste Mal die Chance, die Verantwortung zeitweise an das Fahrzeug zu delegieren. Aber er muss wach bleiben und bereit sein, das Fahrzeug innerhalb von 10 Sekunden zu übernehmen. Level 4 beschreibt bereits eine vollständige Automatisierung des Fahrzeugs, jedoch nur in eingeschränkten Szenarien. Der Fahrer kann beispielsweise das Fahrzeug auf der Autobahn alleine fahren lassen, muss dann aber beim Abfahren die Kontrolle übernehmen können. Level 5 ist dann die letzte Ausbaustufe. Das Fahrzeug ist komplett autonom und benötigt weder Lenkrad noch Pedale.
Neue Möglichkeiten bei Level 5
Ab Level 2 steigen auch die Gestaltungsmöglichkeiten der Fahrtzeit und der Fahrer kann die Zeit anderweitig nutzen. Aber schlafen wird erst ab Level 4 oder 5 möglich bzw. erlaubt sein. Dennoch wird sich unser Empfinden für die Fahrtzeit gewaltig ändern. Man kann die Zeit zum Bespiel zum Arbeiten oder Schlafen, mit den Kindern spielen oder einen Film schauen. Die Zeit wird mehr Wert. Gleichzeitig tritt der Besitz des Fahrzeuges in den Hintergrund. Warum sollte ich mir ein Fahrzeug kaufen und lagern, wenn ich jederzeit ein automatisiertes Taxi rufen kann? Die gefahrenen Kilometer werden ohne Fahrer und elektrisch viel weniger Kosten als heute, auch wegen der guten Auslastung der Fahrzeuge. Auf weitere Strecken macht die Ladezeit und Akkulaufzeit gar nicht mehr so viel aus. Nach 400km könnte man eine Pause machen und einfach das Fahrzeug tauschen.
Das scheint vielen noch in weiter Zukunft zu sein, jedoch startet schon in diesem Jahr die erste Robotaxi Flotte in München. Die Fahrzeuge werden von Moveit betrieben, werden über die Sixt App buchbar sein und vom Autobauer Nio hergestellt. Die Technik zum autonomen Fahren wird weitgehend von Intel Mobileeye kommen. Man muss allerdings erwähnen, dass es sich nur um Level 4 handeln wird. Ein Fahrer wird noch dabei sein, um im Notfall die Kontrolle zu übernehmen. Ich werde das jedoch bestimmt mal testen, wenn auch nur zum Spaß.

Welche Firmen profitieren?
Ein Gewinner dieser Entwicklungen heißt sicherlich Tesla. Wenn man Analysten glauben kann, ist Tesla sowohl bei der Batterietechnik als auch beim autonomen Fahren der Konkurrenz 5 Jahre voraus. Die etablierten Autobauer müssen enorme Anstrengungen leisten, um Schritt zu halten. Tesla hat die Entwicklungen besonders im Premium Segment vorangetrieben. So konnte man Geld einnehmen und die zunächst teure Technik mit hohen Anschaffungskosten vermarkten. Aber gerade mit dem Model 3 geht es immer mehr in den Massenmarkt. Sollte bald ein Model 2 kommen, was noch etwas günstiger wird, könnte Tesla weitere Marktanteile hinzugewinnen.
Intel hat mit seinem Tochterunternehmen Mobileye auch gute Chancen, zu den Gewinnern dieses Trends zu gehören. Die ersten Robotaxis in Deutschland werden sich mit Mobileye Technik autonom durch die Straßen bewegen.
Aber es gibt weltweit weitere Projekte, um autonomes Fahren und Robotaxis zu testen. In San Francisco rollen bereits testweise autonome Taxis von General Motors und Waymo, einer Alphabet Tochter, durch die Straßen. Diese sind bereits ohne Fahrer unterwegs, also auf Level 5.
Eine Vielzahl Firmen beteiligt sich an der Entwicklung von Rechenzentren, Microchips, Sensortechnologie, Software Fahrzeugen. Beispiele sind Nvidia, Volkswagen, Hyundai, Sixt, Nio und Apple. Selten versucht eine Firma alleine, ein solches Fahrzeug auf den Markt zu bringen. Oft sind es Zusammenschlüsse aus zwei oder mehr Partnern, die das System entwickeln und testen.
Wie kann man in autonomes Fahren investieren
Ich hatte das Glück, sehr früh in Tesla zu investieren. Weiterhin befinden sich auch Sixt und Intel Aktien in meinem Depot. Diese habe ich allerdings nicht wegen dem Megatrend des autonomen Fahrens gekauft. Sixt fand ich schon vorher ein sehr spannendes Unternehmen und habe im Corona-Crash mal zugeschlagen. Intel ist vor allem wegen der Halbleiterchips für mich interessant. Da ich viel Tesla im Depot habe, investiere ich gerade nicht noch mehr in den Megatrend des autonomen Fahrens. Würde ich allerdings jetzt mit Investitionen hier starten, würde ich einen ETF auswählen. Hier gibt es zwei interessante Möglichkeiten: den iShares Electric Vehicles and Driving Technology UCITS ETF USD (Acc) und den Lyxor MSCI Future Mobility ESG Filtered (DR) UCITS ETF – Acc.
iShares Electric Vehicles and Driving Technology UCITS ETF USD
Dieser ETF (WKN: A2N9FP) hat ein Volumen von 718 Mio. Euro, was für einen Branchen ETF schon ganz ordentlich ist. Es handelt sich um einen Thesaurierenden ETF mit physischer Replikationsmethode. Die TER Beträgt 0,4%. Der iShares Electric Vehicles and Driving Technology enthält sowohl Elektroauto Hersteller wie Tesla und BYD, als auch klassische Automobilkonzerne wie Ford und Daimler. Hinzu kommen die Lieferanten und Technologiefirmen, die Komponenten und Software für autonome Elektrisch betriebene Fahrzeuge liefern. Besonders wichtig ist in diesem Bereich die Sensorik. Große Positionen in diesem ETF sind NVIDIA (Chips), Samsung SDI (Akkus), Infineon (Chips), Eaton (Ladesysteme) und Aptiv (Vernetzungslösungen und Software).
Besonders gut gefällt mir die Diversifikation des ETFs in Bezug auf Länder. Die USA sind nur mit 30% gewichtet. Japan ist mit 16% enthalten, gefolgt von Deutschland mit 11% und Südkorea mit 10%. Weitere Länder sind Irland (6%), Schweden (4,5%), Frankreich (4,2%) und Indien (3,9%). Der Rest verteilt sich auf China und sonstige. Diese Verteilung finde ich attraktiv, da man als ETF Investor meist einen MSCI World ETF als Core Investment im Depot hat. Im klassischen MSCI World sind die USA mit ca. 58% gewichtet, gefolgt von Japan mit 5,6%.

Die Performance des iShares Electric Vehicles and Driving Technology betrug 2020 20,42% und 2021 26,64%. Damit hat der ETF 2020 den Markt (MSCI AC World) deutlich geschlagen, 2021 hat er die Marktperformance knapp verfehlt. Seit Ende Dezember 2021 verlor der ETF knapp 7%, was man vielleicht schon für einen ersten Einstieg nutzen könnte.
Lyxor MSCI Future Mobility ESG Filtered (DR) UCITS ETF
Der Lyxor MSCI Future Mobility ESG Filtered (DR) UCITS ETF hat ein Volumen von 349 Mio. €, ist Thesaurierend und hat eine TER von 0,45%. Dieser ETF unterscheidet sich in den Positionen doch deutlich vom iShares ETF, den ich davor beschrieben habe. Möglicherweise hängt es mit der ESG Filterung zusammen, die ich recht attraktiv finde. Es kann sein, dass durch diese Filterung Unternehmen einfach nicht berücksichtigt werden, da sie nicht den Nachhaltigkeitskriterien des Fonds entsprechen. In den größten zehn Positionen findet sich mit Tesla nur noch ein Autobauer. Dominiert wird der Fond dagegen von den Chipherstellern NVDIA und AMD, die zusammen schon über 15% ausmachen. Das ist eigentlich keine gute Diversifikation. In diesem ETF finden sich auch Bergbauunternehmen und Chemieunternehmen, so zum Beispiel Albemrale (Lithium) und Western Areas (Nickel). Ich finde es gut zu sehen, dass solche Unternehmen in einem ESG filtered ETF auftauchen. Da dies der Fall ist, kann der Abbau der Rohstoffe nicht so schlecht für die Umweltbilanz von Elektroautos sein. Die ESG Kriterien werden in der Finanzbranche bzw. den Indexunternehmen doch recht streng angewendet und wenn ein Unternehmen Umweltschädigend wirtschaftet, fliegt es sofort aus solchen ETFs raus.
Durch die Aufnahme von Rohstoffproduzenten ergibt sich eine schöne Diversifikation über Sektoren. Die Sektoren Technologie, Nicht-Basiskonsumgüter, Industrie und Grundstoffe machen etwa zwischen 20% und 30% der Fondanteile aus.

Dafür ist der ETF nicht so gut über die Länder verteilt. Hier machen die USA wieder über 50% aus. Ein besonderer Vorteil des Lyxor MSCI Future Mobility ESG Filtered ist, dass es bei sehr vielen Brokern kostenlose Sparpläne gibt. Hier sind Scalable Capital, Trade Republic, die Consorsbank und Comdirect nur ein paar Beispiele.
Fazit
Der Megatrend autonomes Fahren wird unser komplettes Verständnis von Mobilität verändern. Das Fahren mit Robotaxis wird so billig, dass es für die meisten Menschen keinen Sinn mehr macht, ein eigenes Auto zu Hause vorzuhalten. Dadurch sinkt die Gesamtzahl der Fahrzeuge bei wachsender Zahl der gefahrenen Kilometer. Die Robotaxis werden nicht mehr so viel ungenutzt herumstehen wie die heutigen Fahrzeuge, sondern mehr in Bewegung sein und dazwischen in ihre Depots zum Laden zurückkehren. Der Effekt auf die Städte wird sein, dass wir mehr Platz haben. Garagenplätze werden anderweitig genutzt, Parkplätze werden zu Grünflächen oder Radwegen. Dazu kommt, dass durch die Elektrifizierung die Luft in den Städten wesentlich besser wird und der Lärm abnimmt.
Dennoch wird der Megatrend die Urbanisierung und den Run auf die Städte etwas abbremsen. Da wir die Zeit im Robotaxi nicht mehr selber Fahren müssen, können wir sie zum Beispiel mit Schlafen, Lesen oder Arbeiten nutzen. Es wird keine verlorene Zeit mehr sein, weswegen das Leben auf dem Land und Arbeiten in der Stadt durchaus an Attraktivität hinzugewinnt.
Für meine Investitionen gilt, dass ich sowieso verstärkt im Technologiebereich investiere. Tesla ist meine größte Position im Depot, aber auch weitere oben erwähnte Unternehmen wie Intel, Sixt und Infineon finden sich in meinen Depots. Als Anfänger, der noch neu in dem Thema ist, könnte man aber auch einfach zu einem der oben Beschriebenen ETFs greifen. Natürlich immer nach reichlicher Überlegung und Risikoabwägung. Denn wie bei allen Geldanlagen gilt: man kann Verluste machen.
Am Ende möchte ich noch zwei Bücher vorstellen, die sich mit Megatrends und Zukunftsforschung beschäftigen. Dort wird auch auf die Trends der Mobilität eingegangen. Das erste Buch ist von Frank Thelen – 10xDNA * und das zweite, was ich gerade noch lese ist von Sven Gabor Jansky – 2030: Wieviel Mensch verträgt die Zukunft*.