Bie meinen Wertpapier Anlagen achte ich auf Nachhaltigkeit. Das habe ich nicht von Anfang an getan, jedoch ist in letzter Zeit mein Fokus immer mehr in Richtung nachhaltige Geldanlage gerückt. So habe ich meine Anteile an einem MSCI World ETF komplett verkauft, das dieser nicht nach ESG Kriterien aufgestellt war. Das bedeutet, das Waffenhersteller oder Erdölfirmen in dem Fond enthalten sind. Da ich mein Depot aber nach ESG Kriterien zusammenstellen möchte, habe ich diese Papiere abgestoßen.

ESG Kriterien

Die ESG Kriterien haben sich weitgehend als Standard für nachhaltige Geldanlagen etabliert. Die drei Buchstaben „E S G“ beziehen sich dabei auf die drei wesentlichen Verantwortungsbereiche von Unternehmen. Dabei steht „E“ für Environment, was den Umweltthemen gleichzusetzen ist. Hier spielen Umweltverschmutzung, Treibhausgasemissionen, Energieeffizienz und Artenschutz die zentrale Rolle. Der Buchstabe „S“ steht für social und beinhaltet Aspekte wie faire Löhne, Arbeitssicherheit und gesellschaftliches Engagement. In „G“ wie Governance verbirgt sich die nachhaltige Unternehmensführung. Unternehmenswerte und Vermeidung von Korruption sind als wichtige Punkte zu nennen. Verschiedenen Firmen und Institute stellen Rankings und Analysen zu Unternehmen nach eben diesen ESG Kriterien auf. Es gibt immer mehr Fonds und ETFs, die nach diesen Kriterien investieren und auch gezielt Unternehmen ausschließen, welche diese Kriterien nicht erfüllen.

Investmentansätze nach ESG

Man kann seine Geldanlage nach mehreren Verfahren und Stufen im ESG Ranking verbessern. Dazu möchte ich hier die wesentlichen Strategien vorstellen.

Ausschlussverfahren nach Branchen

Am Anfang, als ich mich mit der nachhaltigen Geldanlage beschäftigt habe, fiel mir das Buch So werden Sie reich wie Norwegen: Genial einfach ein Vermögen aufbauen von Clemens Bomsdorf in die Hände. Hier wird die Anlagestrategie des Norwegischen Staatsfonds beschrieben. Dieser hat eine schwarze Liste von Unternehmen, deren Aktien oder Anleihen der Fond nicht kaufen wird. Dies hängt direkt mit den Geschäftsmodellen und Produkten der jeweiligen Unternehmen zusammen, aber auch mit der Unternehmensführung und Skandalen. Hier einige Beispiele:

  • Airbus und Boeing: Atomwaffen
  • Philip Morris und British American Tobacco: Tabak
  • RWE: hoher CO2 Ausstoß
  • Rio Tinto: Umweltschäden
  • Walmart: schlechte Arbeitsbedingungen

Die Liste ist noch wesentlich länger und öffentlich einsehbar. Schaut doch mal rein: Observation and exclusion of companies. Bevor ich eine Investition tätige, schaue ich zumindest bei einem Verdacht auch mal in diese Liste, ob etwas gegen ein Investment spricht. Ich selbst habe zwar zur Zeit noch den Tabakkonzern Altria im Depot (Stand Oktober 2021), werde diesen aber sicherlich auch bald noch abstoßen. Ich habe bei meinen Investitionen also eine Negativ-Selektion durchgeführt.

Best in Class Methode

Was ich noch nicht umgesetzt habe, ist das Best in Class verfahren. Hier schaut man sich die Unternehmen einer Branche an und vergleicht das Ranking nach den ESG Kriterien. Man wählt für seine Investition dann nur die Besten Unternehmen nach ESG in der jeweiligen Branche aus. Viele Fonds und ETFs nehmen ganz pragmatisch nur die beste Hälfte der Unternehmen bei sich in das Portfolio. Das bedeutet für Unternehmen, die ständig frisches Geld brauchen natürlich einen Enormen ansporn, sich bezüglich dieser Kriterien zu verbessern. Wenn es bei ETFs, die ich kaufe, eine Alternative nach ESG gibt, wird diese immer von mir bevorzugt.

Normenbasierte Investitionen

Man kann seine Investitionen nach bestimmten Normen auswählen. Es gibt zum Beispiel die UN PRI, was für Principles for Responsible Investment steht. Dieser Standard überwacht die Investitionen nach ESG Kriterien und gibt einen Leitfaden für Investoren. Dies ist ausführlich auf der Homepage nachzulesen.

Weitere Normen sind UN GC was für Global Compact steht sowie UN SDG (Sustainable Development Goals). Die Global Compact beinhalten 10 Prinzipien für eine gerechtere Entwicklung der Globalisierung. Diese Aspekte beinhalten Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsprävention. Hier sind die 10 Prinzipien aufgelistet (Quelle: https://www.globalcompact.de/ueber-uns/united-nations-global-compact) :

  1. Unternehmen sollen den Schutz der internationalen Menschenrechte unterstützen und achten.
  2. Unternehmen sollen sicherstellen, dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig machen.
  3. ​Unternehmen sollen die Vereinigungsfreiheit und die wirksame Anerkennung des Rechts auf Kollektivverhandlungen wahren.
  4. Unternehmen sollen für die Beseitigung aller Formen von Zwangsarbeit eintreten
  5. Unternehmen sollen für die Abschaffung von Kinderarbeit eintreten.
  6. Unternehmen sollen für die Beseitigung von Diskriminierung bei Anstellung und Erwerbstätigkeit eintreten.
  7. Unternehmen sollen im Umgang mit Umweltproblemen dem Vorsorgeprinzip folgen.
  8. Unternehmen sollen Initiativen ergreifen, um größeres Umweltbewusstsein zu fördern.
  9. Unternehmen sollen die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien beschleunigen.
  10. Unternehmen sollen gegen alle Arten der Korruption eintreten, einschließlich Erpressung und Bestechung.

Interessant und meiner Meinung nach noch etwas weiter gehend sind die UN SDGs. Das sind 17 Ziele für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft. Sie wurden 2015 als Agenda 2030 (Weltzukunftsvertrag) von den Vereinten Nationen verabschiedet. Die Grafik unten illustriert die 17 Ziele. Wenn ihr mehr über die SDGs erfahren wollt, könnt ihr hier vorbei schauen.

Impact Investment

Eine nette aber zugleich auch nicht ganz einfache Variante der nachhaltigen Geldanlage ist das Impact Investing. Man sucht sich gezielt Firmen oder Projekte, die etwas bewegen und die man mit seinem Geld vorran bringen möchte. Das kann der Solarpark um die Ecke sein, aber auch das Startup das eine interessante neue Technologie entwickelt. Auch sogenannte Green Bonds kommen in Frage. Auf Seiten wie Companisto*, Seedmatch* oder Econeers* gibt es die Möglichkeit, in solche Projekte zu Investieren. Man kann sich kostenlos für die Newsletter anmelden. Oft sind Investitionen hier schon ab 250€ pro Projekt möglich. Aber hier kommt der Haken: Solche Investments sind fast immer mit einem höheren Risiko verbunden. Außerdem braucht man mehr Zeit, um eine Bewertung durchzuführen. Es ist eben nicht so einfach, wie in einen nachhaltigen ETF mit Top Unternehmen zu Investieren. Als eine Beimischung sollte man es auf jeden Fall in Betracht ziehen.